Von heute an kann ich behaupten, dass ich sogar Statuen zum Sprechen gebracht habe! Ein Wunder? Nein… wie in vielen Städten kann man auch in Barcelona Künstler finden, die sich für Ihren Lebensunterhalt in lebende Statuen verwandeln. Auf den Ramblas sind sie jedenfalls ein fester Bestandteil und bevor der Stadtrat sich dazu entschieden hat, dieses kreative Geschäft zu regulieren, waren die Statuen so gut wie überall, eine komplett bunte Armee!
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Alle – sogar die Erwachsenen, doch besonders die Kinder – sind von diesem Abwechslungsreichtum an dargebotenen Kostümen, die die bekannteste Straße von Barcelona zu so einem charakteristischen Ort machen, beeindruckt. Von 9 bis 21 Uhr und besonders während der „Touristenzeiten“ des Tages, kann man sie in erstaunlicher Anzahl erleben. Man wird neugierig, zu wissen, was hinter der Maske steckt. Es ist natürlich schwer eine Statue zu interviewen, besonders da Reden den von Ihnen kreierten Zauber durchbräche und sie sich dadurch wieder in eine normale Person verwandeln würden. Doch ich brach das Eis und stellte meinen Argwohn hinten an und traf auf nette Leute mit unglaublichen künstlerischen Talenten.
Die ‘Früchte der Ramblas’ und der ‘Römer von Barça’
Patricia und Shubert sind aus Kolumbien und in diesem August stehen Sie seit 9 Jahren als Statuen auf den Ramblas. Sie erzählen mir stolz, dass sie wahrscheinlich die ältesten Performer hier sind. Vielleicht haben sie aus diesem Grund eine der besten Positionen auf den Ramblas: gegenüber des Teatre Liceu. Als ich sie treffe, schminkt Shubert gerade seine Frau und mir fällt sofort Patricias Kostüm auf, das lebendig, bunt und ausgetüftelt ist. Shubert erzählt mir: „der Name der Figur ist ‚Früchte der Las Ramblas’, was von der nahe gelegenen Boquería (Markt) inspiriert wurde. Ein neues Kostüm zu entwerfen, ist ein großer Arbeitsaufwand und wir machen das alle zwei Jahre. Es muss raffiniert sein, damit andere Statuen es uns nicht nachmachen können“.
‘Quijote’ und der ‘Doppelkopf’
Atanas seinerseits arbeitet alleine. Er kommt aus Bulgarien, ist ca. 50 Jahre alt und arbeitet seit 5 Jahren als Statue. Wenn ich ihn wegen seiner Arbeitsstunden frage, antwortet er: „Die Dinge haben sich wegen der Krise geändert. Wenn früher 4-5 Stunden ausgereicht haben, arbeite ich heute manchmal bis zu 12 Stunden, um genug Geld für den Lebensunterhalt zu haben. Es hängt auch von der Touristenzahl ab.“ Ein Trick um mehr Geld zu verdienen? Das Kostüm im Laufe des Tages zu ändern. „Morgens bin ich Doppelkopf und später Quijote“.
‘Der Drache’
Anibal ist ein kolumbianischer Künstler. Er arbeitet im Duo mit einem Freund. Das riesige schwarze Kostüm fällt einem sofort auf. Er hat es selbst entworfen und angefertigt. Vor einem Jahr fing er damit an, sich als Drache zu verkleiden und auch er bestätigt, dass es eine Wirtschaftskrise gibt. Neben dem Statue-Stehen malt er Häuser für seinen Lebensunterhalt an. Er liebt es, sein Kostüm zu aktualisieren. Nächstes Jahr wird es goldfarben sein.
‘Die Nymphe’
Giuliana ist Argentinierin mit italienischen Vorfahren und italienischer Staatsbürgerschaft. Sie kam vor 5 Jahren nach Barcelona, um Theater zu studieren. Für ihren Lebensunterhalt und ihre Erfahrungen steht sie nicht nur auf den Ramblas, sondern auch auf Privatpartys Statue. Ich frage sie, ob sie noch ein anderes Kostüm hat und sie antwortet: „Ja, eine kleine alte Dame, doch die Kinder rennen vor ihr weg, aus Angst vor den Runzeln“.
Andere Statuen
Wenn man weiterläuft, kann man viele weitere Statuen sehen, wie z. B. einen Römer, Frankenstein, einen weiblichen Teufel, Amazonasindianer, einen Stierkämpfer, einen Cowboy, Siralhil-la, den Wächter von Alsimurs Himmel, Andre (der Ronaldhino der Ramblas, la Muerte (der und vieles mehr. Manche von ihnen machen Faxen, um die Touristen zu erschrecken und bewegen sich, wenn ein Kind ihnen Geld gibt.
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Nützliche Informationen für werdende Statue
Die Statuen sind sowohl im Sommer als auch im Winter in Barcelona präsent. Viele von ihnen wechseln ihr Kostüm mit der Jahreszeit, manchmal wird auch nur das Material geändert, z. B. wird Baumwolle durch Wolle oder Leder ersetzt. Das Schminken dauert ca. 20-30 Minuten und normalerweise arbeitet man allein oder zu zweit. Unter den Kollegen herrscht Respekt, z. B. belegt man normalerweise nicht die Position einer anderen Statue, doch sie sind auch keine Freunde. Im Gegenteil, es gibt viel Konkurrenz und oft taucht das Problem auf, dass man nachgemacht wird. Denk daran, dass man nicht einfach seine eigene Statue entwerfen und sich eine Position suchen kann, denn dann müsste man mit einer Strafgebühr von 200 Euro rechnen!!! Schließlich ist das Statue-Dasein kein bloßes Hobby, sondern ein echter Job mit eigenen Regeln.
Gibt es noch Fragen, haben wir etwas Wichtiges vergessen oder möchten Sie Ihre eigenen Erlebnisse mit den Statuen auf den Ramblas teilen? Wir freuen uns über jegliche Kommentare!
Tu My
Hallo zusammen,
Der Beitrag ist absolut super 🙂
Ich schreib meine Facharbeiter über Living Mannequins oder auch Lebende Statuen und würde mich Super freuen über jede Information die ihr über sie habt 🙂 Ob es ihnen spaß macht, ob sie nur des geldes wegen angefangen haben, die vor- und nachteile etc. Wäre wirklich super 🙂 Danke schon mal im Vorraus eure Alina
Hallo Alina,
vielen Dank für dein Lob. Leider haben wir selber keine dieser Informationen, aber nach ein wenig Suche habe ich einige Videos auf Youtube http://www.youtube.com/watch?v=hOKOkAbkRaU gefunden, die dir eventuell weiterhelfen könnten. Leider sind die Videos auf spanisch, ich hoffe ich konnte dir trotzdem weiterhelfen.
Viele Grüße
das Oh-Barcelona Team
Hallo,
ich bearbeitet gerade unsere Internetseite für das Reiseziel Barcelona für Schulklassen. Eure Informationen wären sicher interessant für Schüler und Lehrer auf Klassenfahrt. Könnt Ihr mir Fotos und Infos schicken die ich veröffentlichen darf. Würden natürlich auch auf Euch verlinken!
Hey Holger,
vielen Dank für das Lob!
WEgen den Bildern, kannst du auf unseren Flickr Account schauen und einige auswählen.
Flickr
Viele Grüsse
das Oh-Barcelona-Team
Als leidenschaftlicher Barcelona-Fan war ich vor wenigen Wochen wieder einmal mit Frau und Freunden in meiner Lieblingsstadt, einquartiert im Rivoli Ramblas mit Blick auf das brodelnde Leben, und war entsetzt: keinerlei lebende Statuen, keinerlei Akrobaten-Gruppen, nur mehr Tourismus netto mit Ramschbuden. Hat die Stadtverwaltung die Gaukler, die Statuen, die Turner, die Sänger, all die lebenden Elemente dieser wunderbaren Straße verboten? Zugegeben, die Taschendiebe Barcelonas sind Meister ihres Fachs und bei staunenden und schauenden Menschen besonders erfolgreich, aber das kann doch wohl nicht der alleinige Grund dafür sein, der Rambla das Leben zu nehmen?
Ich protestiere auch im Namen all meiner vielen Freunde, dass man dieser Stadt damit etwas Essentielles gestohlen hat. Herr Bürgermeister von Barcelona, gib uns die Statuen und die Gaukler wieder!!!
In der Hoffnung auf Wiederbelebung der Rambla
Herbert
Hallo Herbert,
Ohne Zweifel sind die menschlichen „Statuen“ sehr typisch für Las Ramblas. Über Jahre hinweg konnten die „Statuen“ ihre Kunst zeigen und das Straßenbild beleben ohne eine Gebühr zu bezahlen, dies hat sich nun vor ein paar Monaten geändert. Der Stadtrat hat angeordnet dass die „Statuen“ nun gegenüber des Columbus Monuments auf der Rambla de Santa Monica ihrer Beschäftigung nachgehen sollen. Gründe hierfür sind generelle Sicherheitsaspekte und ein Entzerren der Besucher der Ramblas.
Ab jetzt müssen die „Statuen“ angeblich zudem eine Gebühr an den Stadtrat entrichten und arbeiten in Morgens- bzw. Abendsschichten.
Natürlich hoffen wir dass die „Statuen” und Stadtrat zu einer Einigung kommen, die für beide Seiten akzeptabel ist.
Vielen Dank für deinen Kommentar.
Viele Grüße,